In Deutschland nimmt die Protest- und Streikwelle zu
Während in Deutschland die Auseinandersetzungen zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften über Löhne und Arbeitsbedingungen weitergehen, startet das Land in die zweite Woche des neuen Jahres mit lebensverändernden Protesten und Streiks.

Die aus Sozialdemokraten, Grünen und Freien Demokraten gebildete Regierung geriet stark unter Druck, als Bauern mit ihren Traktoren protestierten und Maschinisten einen Streik ankündigten.
Mehr als dreitausend Bauern, die am 18. Dezember mit ihren Traktoren nach Berlin kamen, sagten: „Zu viel, zu viel! Es ist vorbei!“ Unter dem Motto bildeten sie einen Konvoi vor dem Brandenburger Tor.
Landwirte, die gegen die Abschaffung der Agrardieselsubvention der deutschen Koalitionsregierung und die geplante Befreiung von der Kfz-Steuer protestierten, kündigten an, dass sie ab Januar große Proteste starten werden, wenn ihre Forderungen nicht erfüllt werden.
„Ab dem 8. Januar werden wir also überall sein, wie es das Land noch nie erlebt hat“, sagte Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes. Er gab eine Erklärung ab.
Am 15. Januar ist in der Hauptstadt Berlin eine Massendemonstration geplant, bei der sich Landwirte aus allen Städten darauf vorbereiten, mit ihren Traktoren eine neue Protestrunde zu starten, die bis April andauern könnte.
WARUM PROTESTIEREN DEUTSCHE BAUERN?
Die Bundesregierung musste im Haushalt 2024 Einsparungen vornehmen, nachdem das Verfassungsgericht im November entschieden hatte, dass die Entscheidung der Bundesregierung, 60 Milliarden Euro ungenutzter Kredite aus der Zeit der Covid-19-Epidemie in einen Klimafonds zu übertragen, verfassungswidrig sei.
Nach dem Gerichtsurteil musste die Regierung die Schuldenbremse im fünften Jahr in Folge aussetzen oder rund 17 Milliarden Euro für Ersparnisse und Steuererhöhungen bereitstellen.
Die Regierung hat letzte Woche die CO2-Steuer stärker als erwartet erhöht, um die Lücke im Haushalt für das nächste Jahr zu schließen. Die CO2-Steuer (CO2-Preis) wurde von 30 Euro auf 40 Euro pro Tonne erhöht. Dadurch sollen die Literpreise für Benzin und Diesel im Land um 4,3 Cent bzw. 4,7 Cent steigen.
Die Bundesregierung will im Rahmen von Haushaltskürzungen Steuerbefreiungen für Landwirte abschaffen und Agrardieselsubventionen abschaffen.
Dem Plan der Regierung zufolge sollen deutsche Landwirte künftig keinen Steuerabzug mehr für ihren in der Landwirtschaft eingesetzten Diesel erhalten und auch landwirtschaftliche Fahrzeuge sollen nicht von der Kfz-Steuer befreit werden.
Die Bundesregierung argumentiert, dass diese Maßnahmen zum Klimaschutz beitragen.
Obwohl diese Kürzungen nach den Protesten im Dezember gelockert wurden, reicht dies laut dem Deutschen Bauernverband nicht aus, um die deutsche Landwirtschaft wettbewerbsfähig zu halten.
Der deutsche Agrarsektor besteht aus etwa 256.000 Unternehmen, die etwa 2 Prozent der nationalen Arbeitskräfte beschäftigen.
In Deutschland erlaubten die Landwirte Wirtschaftsminister Habeck nicht, die Fähre zu verlassen
Die Art und Weise, wie Landwirte in Deutschland gegen Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck protestierten, löste Kontroversen aus. Landwirte hinderten den aus dem Urlaub zurückkehrenden Habeck daran, von einer Fähre an der Nordseeküste zum Festland auszusteigen. Während Habeck auf die Insel zurückkehren musste, von der er kam, trieb die Polizei die Bauern mit Pfeffergas auseinander.
Andererseits gibt es Bedenken, dass die Proteste von Anhängern der islamfeindlichen, rechtspopulistischen Partei Alternative für Deutschland (AfD) in Deutschland genutzt werden könnten.
Die Maschinen werden erneut streiken
Zusätzlich zu den Bauernprotesten beschloss die Gewerkschaft Deutscher Maschinisten (GDL) zum dritten Mal innerhalb von drei Monaten einen Streik, nachdem die Lohnerhöhungsverhandlungen mit der Deutschen Bahn gescheitert waren.
Die Arbeitsunterbrechung beginnt morgen um 18.00 Uhr Ortszeit in Güterzügen und am 10. Januar um 02.00 Uhr in Personenzügen. Der Streik soll am 12. Januar um 18:00 Uhr enden.
Nach dem Scheitern der Tarifverhandlungen am 7. Dezember 2023 traten die Maschinisten der Deutschen Bahn bundesweit in einen 24-stündigen Warnstreik.
Der GDL angeschlossene Maschinisten hatten zuvor am 15. und 16. November einen 20-stündigen Streik abgehalten.
Die Gewerkschaft fordert eine monatliche Erhöhung der Gehälter der Beschäftigten in Eisenbahnunternehmen, insbesondere der Maschinisten, um 555 Euro sowie eine Einmalzahlung von bis zu 3.000 Euro zur Bekämpfung der Inflation.
Die GDL will außerdem, dass die Arbeitszeit der Schichtarbeiter von 38 auf 35 Stunden pro Woche reduziert wird, ohne dass es zu Lohnkürzungen kommt.
In dem Land, in dem „Warnstreiks“ häufig als Verhandlungstaktik eingesetzt werden, dürften die Verhandlungen für die Gewerkschaften schwierig werden, da die Arbeitgeber mit steigenden Kosten konfrontiert sind.
Es wird erwartet, dass der gesamte Schienenverkehr im ganzen Land im Laufe der Woche unterbrochen wird, da sich die ab morgen beginnende Arbeitsniederlegung auf den Güter- und Personenzugverkehr im Stadt-, Intercity- und Fernverkehr auswirken wird.
Andererseits wurden in den letzten Monaten viele Praxen geschlossen, um den Forderungen der Bundesärztekammer nach mehr finanzieller Unterstützung durch die Regierung nachzukommen.
Berichten deutscher Medien zufolge hatten einige Ärzte im Dezember vergangenen Jahres viele Kliniken zwischen Mittwoch und Freitag freiwillig geschlossen. Auch Fachärzte streiken vor dem für diesen Monat geplanten Krisengipfel zwischen Gesundheitsministerium und Ärztekammer. Es wurde angegeben, dass es ab dem 9. Januar schwierig werden könnte, bei einigen Fachärzten einen Termin zu vereinbaren.
Unterdessen verhandeln die Gewerkschaften der Piloten, Flugbegleiter und des Bodenpersonals der deutschen Fluggesellschaft Lufthansa und ihrer Tochtergesellschaften über Lohnerhöhungen und Arbeitsbedingungen.
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