Deutschland akzeptierte die doppelte Staatsbürgerschaft. Davon werden vor allem die Türken im Land profitieren
Der Deutsche Bundestag hat eine Verordnung verabschiedet, die Einwanderern im Land die Erlangung einer Doppelstaatsbürgerschaft erleichtert. Wir haben drei dort lebende Experten nach den Gründen für die mögliche Regelung und ihren Auswirkungen auf Türken und die Türkei befragt.

Ali Kemal ERDEM
Deutschland gehört zu den Ländern, die sich mit ihrer auf Industrieproduktion basierenden Wirtschaft weltweit einen Namen machen.
Gleichzeitig lebt in diesem Land eine erhebliche Zahl von Menschen ausländischer Herkunft.
Fast 23 Millionen der 84 Millionen Einwohner des Landes sind ausländischer Herkunft. Dies entspricht knapp 27,2 % der Landesbevölkerung. Bei den Ausländern in Deutschland stehen Menschen türkischer Herkunft zahlenmäßig an erster Stelle. Der Anteil der Türken unter den Menschen ausländischer Herkunft im Land erreicht 12 %, was einer Zahl von bis zu 3,5 Millionen entspricht. Nach Angaben von Destatis haben bis 2021 insgesamt 746.216 Türken die deutsche Staatsbürgerschaft erworben. Es ist bekannt, dass diese Zahl in zwei Jahren leicht gestiegen ist.
GROSSE ÄNDERUNG IN DER STAATSBÜRGERPOLITIK
Deutschland, das die doppelte Staatsbürgerschaft seit vielen Jahren nicht mehr akzeptiert und möchte, dass seine Bürger auf die Staatsbürgerschaft des Landes verzichten, aus dem sie kommen, nimmt in dieser Politik eine bedeutende Änderung vor.
Neulich hat der Deutsche Bundestag den Gesetzentwurf zur „Modernisierung des Staatsangehörigkeitsrechts“ verabschiedet, der die Frist für den Erwerb der deutschen Staatsbürgerschaft verkürzen und eine doppelte Staatsbürgerschaft ermöglichen soll.
Auch Türken, die die deutsche Staatsbürgerschaft erlangt haben, können wieder türkische Staatsbürger werden
Es besteht kein Zweifel, dass die Türken zu denjenigen gehören, die von dieser Regelung am meisten profitieren werden.
Von der zu treffenden Regelung profitieren nicht nur in Deutschland lebende türkische Staatsangehörige, sondern auch türkischstämmige Staatsangehörige, die die deutsche Staatsangehörigkeit erworben und auf die türkische Staatsangehörigkeit verzichtet haben.
– Warum brauchte Deutschland also eine solche Regelung?
– Welchen Beitrag oder Nachteil hat dies für Expats und die Türkei?
Diese Fragen haben wir drei verschiedenen Menschen gestellt, die in Deutschland leben.
Der ehemalige stellvertretende Anwalt der Grünen, Memet Kılıç, der Journalist und Migrationsexperte Mehmet Tanlı und der Sozialpolitikexperte Cengiz Orhan.
Mehmet Tanlı
DIE ANWENDUNG WIRD BIS MITTE DES JAHRES UMGESETZT
Memet Kılıç erinnerte daran, dass es 1,5 Millionen Türken gibt, die seit über 40 Jahren in Deutschland leben und immer noch keine Staatsbürger dieses Landes sind, und sagte, dass die Sprachbarriere bislang das größte Hindernis für die erste Generation sei, die deutsche Staatsbürgerschaft zu erhalten.
Kılıç wies darauf hin, dass das Gesetz auch von den Landesparlamenten genehmigt werden muss, so dass es bis zur Jahresmitte dauern wird, bis die Umsetzung umgesetzt wird.
Memet Kilic
SIE WERDEN DEN AUFSTIEG DER RECHTEN MIT STIMMEN VON EINWANDERERN STOPPEN
Was die Meinungen betrifft, warum Deutschland eine solche Regulierung braucht.
Kılıç und Tanlı sagten, dass einer der Gründe für die Verordnung darin bestehe, den Aufstieg der extremen Rechten im Land auszugleichen, und die Ansichten, diesen Aufstieg dadurch auszugleichen, dass möglichst vielen Einwanderern das Recht gegeben wird, die Staatsbürgerschaft zu wählen.
Laut Tanlı sei diese Regelung eine Botschaft an Rassisten. Er versuchte zu zeigen, dass Einwanderer nun auch ein Teil Deutschlands seien.
Auch der Bedarf an Einwandererarbeitskräften wirkte sich auf die Verordnung aus
Cengiz erklärte, dass in Deutschland, wo die Marktwirtschaft vorherrscht, jedes Jahr 500.000 neue Arbeitskräfte benötigt werden und der Bedarf an neuen Einwanderern die Umsetzung neuer Praktiken fördert.
Kılıç wies darauf hin, dass es eine allgemeine Schätzung gebe, wie viele Menschen von der Regelung profitieren würden, und erklärte, dass innerhalb eines Jahres mit 1,5 Millionen Anträgen auf die deutsche Staatsbürgerschaft zu rechnen sei und dass mindestens 500.000 Türken von dieser Möglichkeit profitieren könnten. Tanlı fügte hinzu, dass voraussichtlich fast 500.000 Türken davon profitieren werden.
Es entsteht kein Schaden für die Türkei und auch kein zusätzlicher Vorteil
Wie wirkt sich diese Regelung auf die Türkei aus?
Laut Kılıç wird diese Regelung der Türkei nicht schaden, aber auch keinen zusätzlichen Vorteil bringen.
Er sagte jedoch, dass man mit dieser Regelung sagen könne, dass die Staatsbürgerbindung von Menschen türkischer Herkunft mit der Türkei noch einige Generationen bestehen bleibe.
Es tröstet die Türken in Deutschland sehr
Cengiz sagte, dass die Regelung insbesondere die Türken in Deutschland entlasten würde und sagte:
„Menschen, die hier im Ruhestand sind, könnten ihre Fahrzeuge für zwei Jahre in die Türkei bringen. Nun steht auf der Agenda, diesen Zeitraum auf vier Jahre zu verlängern. Allerdings konnten deutsche Staatsbürger ihre Fahrzeuge so lange nicht mitbringen oder wurden wie Touristen behandelt. Im Falle einer Verabschiedung der Regelung werden sie entlastet, wenn sie erneut die Staatsbürgerschaft erhalten. Sie hatten auch mit Problemen zu kämpfen, da mancherorts aus Gründen der öffentlichen Sicherheit der Verkauf von Immobilien an Ausländer verboten war. Auch solche Probleme verschwinden. „Die Regelung wird sowohl der Türkei als auch Deutschland zugute kommen“, sagte er.
Cengiz Orhan
Es könnte den Aufbau stärkerer Beziehungen zwischen der Türkei und Deutschland ermöglichen
Laut Tanlı wird die Regelung dafür sorgen, dass alle in Deutschland lebenden Türken Staatsbürger werden und ihre Position gestärkt werden.
Auf diese Weise kann der Aufbau stärkerer wirtschaftlicher, politischer und kultureller Brücken zwischen der Türkei und Deutschland sichergestellt werden.
Auf diese Weise können Türken ihre Lobbyarbeit in Deutschland effektiver gestalten.
Die Türkei muss Türken aus allen Teilen Deutschlands ohne unterschiedliche Meinungen umarmen
Allerdings hat Tanlı davor eine Warnung parat.
Tanlı wies darauf hin, dass die Türkei aufrichtig sein sollte, um von den Türken in Deutschland zu profitieren, und Expats nicht nur als Geldquelle betrachten sollte, und schloss seine Rede mit den folgenden Worten:
„Es sollte unbedingt ein Ministerium für Auslandstürken geben. Derzeit gibt es einen Rat, der jedoch nur Kontakt zu Kreisen und Verbänden aufnimmt, die der politischen Macht nahestehen. Die am besten ausgebildeten und integrierten Menschen in Deutschland arbeiten jedoch in NGOs, die als Oppositionelle gelten. Das Gleiche gilt für Geschäftsleute. Wenn die Türkei hier von den Türken profitieren will, sollte sie nach dieser Regelung alle umarmen. „Nur so kann es einen echten Nutzen bringen.“
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